Was ist hypnosystemisches Coaching?
von Marcus RosikEine Einführung in hypnosystemisches Coaching: Eine innovative und ganzheitliche Art, Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten.
Hypnosystemisches Coaching verbindet zwei wirkungsvolle Therapie- bzw. Coaching-Ansätze. Das verraten uns die beiden Wortstämme „hypno“ und „systemisch“ ja bereits.
Aus der Perspektive von uns Menschen richtet der Teil „hypno“ den Blick nach innen. Wie wirkt das im Außen Erlebte auf uns? Wie gehen wir damit um? Das sind typische Fragen aus diesem Blickpunkt.
Demgegenüber richtet „systemisch“ den Blick nach außen. Also beispielsweise auf die Interaktion in Gruppen, denn Gruppen werden in unserer Fachsprache auch als „Systeme“ bezeichnet. Systemisches Denken hat sich aus der Therapie in die Wirtschaft entwickelt.
Dieser ganzeitliche Ansatz, Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten, ist von Dr. Gunther Schmidt über viele Jahre entwickelt worden. Ausführlich beschreibt Jennifer Carlé seine hypnosystemischen Konzepte in dem Beitrag „Der hypnosystemische Ansatz„.
Hier wird dieser Ansatz auf das berufliche Coachings angewendet beschrieben.
„hypno" — Der Blick in die Innenwelt des Menschen
Aus der modernen Hirnforschung wissen wir, dass über die ca. 300.000 Jahre menschlicher Evolution überlebenswichtige Reflexe und Verhaltensmuster von Generation zu Generation vererbt wurden.
Beispiel: Wenn wir kleine Kinder dabei beobachten, wie sie ins Wasser springen, sehen wir, dass sie den Kopf dabei weit zurück strecken. Denn dieser natürliche Reflex schützt den Kopf beim Stürzen.
Demnach bekommen wir diese Reflexe und Verhaltensmuster in die Wiege gelegt. Zusätzlich erweitert sich unser Spektrum an Verhaltensmustern in jeder Episode unseres Lebens: Zunächst lernen wir sie bewusst. Wenn wir es dann können, verlagern wir die Verhaltensmuster ins Unterbewusstsein. Schließlich nutzen wir sie unbewusst und unwillkürlich. Also bemerken wir ihre Nutzung nicht.
Oft sind es diese automatisierten Muster, die uns in späteren Episoden unseres Lebens erlebte Probleme bescheren. Dann unterstützt der hypnosystemische Coach seine Klient:innen dabei, diese Verhaltensmuster sichtbar und damit veränderbar zu machen.
„Systemik" — Der Blick in die Außenwelt
Wenn wir als System ein Team oder eine Abteilung beschreiben, sind die Elemente dieses Systems die Mitarbeitenden. Durch die Interaktionen zwischen ihnen entstehen die Wechselwirkungen im System. Wenn sich die Mitarbeitenden anschreien, gibt es andere Wechselwirkungen, als wenn sie lächelnd mit ruhiger Stimme miteinander reden.
Deswegen geht es in der Perspektive „Systemik“ um die Gestaltung von Interaktionen. Offentsichtlich, um Ziele zu erreichen und um Aufgaben zu erledigen. Daneben haben Interaktionen oft das unbewusste Ziel, ein System am Leben zu halten. Deswegen ist eine Kernfrage im hypnosystemischen Coaching: „Wenn du dein Verhalten wie gewünscht veränderst, welche Auswirkungen hat das dann wo?“ Dadurch werden die unbewussten Ziele oft sichtbar. Und wenn sie sichtbar sind, können sie mit den bewussten Ziele abgeglichen werden.
Welche Vorteile bietet das hypnosystemische Coaching?
Hypnosystemisches Coaching verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Deswegen hört der Coach dem ganze Mensch zu. Neben der verbalen Sprache „hört“ der Coach auch die Körpersprache und bezieht sie in den Coachingprozess mit ein. Denn, wenn der Körper schon mal dabei ist, können wir ihn ja auch nutzen. So ist das Ergebnis eines Coachings oft ein stimmigeres und nachhaltigeres. Schließlich erleben wir, dass die/der Coachee häufig schneller zu einem Ergebnis kommt, als wenn nur ein Sprachelement gehört und berücksichtigt wird.
Wie läuft ein solches Coaching ab?
Ein hypnosystemisches Coaching ist sehr individuell und verläuft jedes Mal anders. Dennoch gibt es einen festen Rahmen, der die folgenden Schritte beinhaltet:
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- Kontaktaufnahme und Kennenlernen
- Auftragsklärung
- Problemschilderung und Problemwürdigung
- Entwicklung eines „Lösungsbildes“
- Bedenken der Auswirkungen eines erfolgreichen Coachings
- Auswahl der hypnosystemischen Methode
- Arbeit mit der hypnosystemischen Methode
- Verankerung im (Arbeits-)Alltag
- Abschluss
Woran erkenne ich einen hypnosystemischen Coach?
Einen hpynosystemischen Coach erkennst du an seiner Haltung. Die man grob so beschreiben kann:
Ein hypnosystemischer Coach
- übernimmt die Verantwortung für den Coaching-Prozess.
- betrachtet seine Coachees als autonome (autopoietische) Wesen.
- versteht seine Coachees unter anderem als Expert:innen für sich selbst.
- belässt deswegen die Entscheidungen beim Coachee.
- macht den Coaching-Prozess transparent und gibt „Produktinformationen“ zu den vorgeschlagenen Methoden.
- fokussiert auf die Aktivierung von persönlichen Ressourcen.
- möchte die Selbstwirksamkeit seiner Coachees steigern.
Wofür nutze ich hypnosystemisches Coaching?
Hypnosystemisches Coaching kannst du beispielsweise für deine berufliche Entwicklung nutzen.
Dabei kann es um ganz konkrete aktuelle Situationen gehen, die du verändern möchtest. Darunter fällt häufigt die sinkende Zufriedenheit in der aktuellen Stelle. Auch Konflikte, hakelige Zusammenarbeit oder stockende Prozesse. Darüber hinaus geht es auch um deine persönliche Entwicklung, deine Karriere; konkret um den nächsten Karriereschritt oder das nächste Karriereziel. Manchmal ist es auch hilfreich, einfach mal den aktuellen Status zu reflektieren. Schließlich kann ein hyposystemisches Coaching in der Arbeitslosigkeit für Klarheit und einen Strauß an Wahlmöglichkeiten führen.
Bilder:
Frank Mckenna on unsplash
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