Aus der Reihe Hypnosystemik – Was ist das eigentlich?

„Unser hypnosystemisches Vorgehen bietet ein vielfältiges Spektrum von hocheffektiven Möglichkeiten, unbewusste und unwillkürliche Erlebnisprozesse in hilfreicher Weise zu beeinflussen. Dabei bleibt der Klient üblicherweise wach, während er lernt, wie er gesundheitsförderliche neuronale Kompetenznetzwerke selbstständig aktivieren kann.“

Der Hypnosystemisc3Genogrammhe Ansatz ist ein Modell, das Erkenntnisse und Methoden der Hypnotherapie in systemische Beratungsansätze integriert.

Beide Ansätze gehen von einem ähnlichen Verständnis aus, wie sich Klienten verändern.

Probleme werden, so die Prämisse, selbsthypnotisch erzeugt, durch die Art und Weise wie Menschen (in der Regel unbewusst) ihre Wahrnehmung organisieren.

Das bedeutet, dass aus hypnosystemischer Perspektive davon ausgegangen wird, dass wir uns ohnehin ständig selbsthypnotisieren, indem wir unsere Aufmerksamkeit selektiv auf bestimmte Aspekte unserer Wirklichkeit richten und auf andere nicht.

selbsthypnoseWenn wir z.B. ein Problem erleben, befinden wir uns, dieser Sichtweise zufolge, in einer Art Problemtrance, das heißt wir hypnotisieren uns selbst ganz autonom in das Problemerleben hinein. Wir richten dann (in der Regel unbewusst) unsere ganze Aufmerksamkeit auf das Problem (z.B Überforderung und Stress). Dadurch bekommen wir einen Tunnelblick, haben eine bestimmte Art innere Dialoge zu führen („ich bin schwach, klein, unfähig und werde das niemals schaffen“), haben eine entsprechende Körperhaltung, Mimik, Gestik, Atmung – das alles „hilft“ uns in der Problemtrance zu bleiben. Wir sind dann von unserem Problem so hypnotisiert und unsere Wahrnehmung ist so eingeschränkt, dass Lösungen nicht mehr sichtbar sind.

Die Frage, mit der sich der hypnosystemische Ansatz beschäftigt, ist deshalb die, wie wir Menschen darin unterstützen können, von einer Problemtrance in eine Lösungstrance zu kommen.

Aufgabe des Beraters ist es, im Beratungsprozess Angebote zur Lösungstrance zu machen. Dies geschieht durch gezielte Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die eigenen Ressourcen, bisher nicht bewusste Handlungsspielräume und insbesondere neue Sichtweisen und Perspektiven.

Bei der Arbeit nach hypnosystemischen Konzepten werden Menschen also darin unterstützt, zu lernen, wie sie ihre Wahrnehmung bewusst so organisieren und beeinflussen können, dass ein positives Erleben erzeugt wird.

Der hypnosystemische Ansatz nutzt dabei hauptsächlich natürlich und spontan auftretende Tranceprozesse im Beratungsprozess. Es geht daher nicht um die formale Einleitung tiefer Trancen durch einen hypnotischen Monolog des Beraters, sondern um die Nutzung ohnehin vorhandener „Wachtrancen“ im Gespräch. Um die Selbstwirksamkeit des Klienten zu fördern und einer Abhängigkeit vom Coach vorzubeugen, ist es aus hypnosystemischer Perspektive wichtig, dass der Klient die Erfahrung macht, dass er in der Lage ist, seine Wahrnehmung autonom und eigenständig zu verändern. Üblicherweise bleibt der Kli­ent also wach, während er lernt, wie er gesundheitsförderliche neuronale Kompetenznetzwerke selbstständig aktivieren kann.

Das Ziel der gemeinsamen Arbeit ist es, die Einflussmöglichkeiten auf das eigene Erleben und Verhalten nachhaltig zu erhöhen und wunschgemäß erfolgreich zu gestalten.

Besonders an diesem Ansatz ist, dass die Erkenntnisse der modernen Hirnforschung (z.B. zum Thema Aufmerksamkeitsfokussierung) Berücksichtigung finden. Viele wissenschaftlich anerkannte Studien belegen, dass im unbewussten Erfahrungsrepertoire von Menschen ein enormes Potenzial an hilfreichen Fähigkeiten und wertvollen Gesundheitskräften gespeichert ist.

Diese Fähigkeiten können jedoch häufig nicht bewusst wahrgenommen werden. Mit unserem umfassenden hypnosystemischen Interventions-Wissen können wir Menschen nachhaltig helfen, diese wertvollen Kompetenzmuster wirksam zu reaktivieren und in zieldienlicher Weise mit den Situationen zu vernetzen, in denen man sie im jeweiligen Alltag braucht.

Besonders an diesem Ansatz ist außerdem, dass sowohl mit dem inneren System (Organisation der eignen Wahrnehmung) als auch mit dem äußeren System (Kollegen, Partner, Familie) gearbeitet wird.

Entwickelt wurde dieses Konzept von Dr. Gunther Schmidt, Facharzt für psychotherapeutische Medizin und Leiter des von ihm gegründeten Milton-Erickson-Instituts in Heidelberg.

Gunther Schmidt gehört zu den deutschen Pionieren der systemischen Therapie und Beratung. Neben seinem Institut leitet er die sysTelios Privatklinik für psychosomatische Gesundheitsentwicklung, wo nach seinen hypnosystemischen Konzepten gearbeitet wird.

Das hypnosystemische Modell hat sich in den letzten 25 Jahren international weit verbreitet und wird sowohl im psychotherapeutischen Bereich als auch in Coaching, Team- und Organisationsentwicklung sehr erfolgreich angewendet.

Möchten Sie mehr zum Hypnosystemischen Ansatz lesen? Eine Übersicht der Artikel finden Sie auf der Seite EINSTIEG IN DIE HYPNOSYSTEMIK.

Quellen: Meine Texte entspringen dem hypnosystemischen Gedankengut von Gunther Schmidt, welches ich im Rahmen seiner Fortbildungen verinnerlichen konnte. Ich gebe sein Wissen in eigenen Worten wieder und ergänze es durch eigene Gedanken und Schlussfolgerungen. Größtenteils nachzulesen in – Schmidt, Gunther (2013): Liebesaffären zwischen Problem und Lösung. Hypnosystemisches Arbeiten in schwierigen Kontexten, 5 Auflage, Heidelberg: Carl-Auer