Was ist Coaching? Coaching ist die Begleitung von Menschen in Situationen, in denen es darum geht Neues zu lernen. Ein einfaches Beispiel ist Fahrrad fahren. Ich habe Fahrrad fahren mit Hilfe von Stützrädern gelernt. Mein Sohn konnte rund 30 Jahre später sofort Fahrrad fahren. Was hatte sich geändert? Ein Coach kennt unterschiedliche Lernwege, die er vor dem Lernen mit dem Coachee bespricht und einen Lernweg auswählen lässt. Dann begleitet er den Lernprozess sozusagen als Qualitätssicherer und Lieferant von Ideen und Handlungsoptionen. Bei dem Fahrrad fahren ist das recht einfach.

Im Coaching geht es meist nicht um das Fahrrad fahren, sondern um echte Herausforderungen. Damit verbunden sind oft soziale Interaktionen. Also geht es um unser Verhalten.

In den verschiedenen Episoden unseres Lebens lernen wir Verhalten, beispielsweise für das Streiten. Geprägt wird unser Lernen durch die verschiedenen Kontexte, in denen wir uns bewegen, beispielsweise durch den Kindergarten, durch die Schule oder durch das Elternhaus. Wir übernehmen schlicht das, was uns dort angeboten wird.
In späteren Episoden unseres Lebens, beispielsweise im Beruf, greifen wir dann auf die „Verhaltensmuster“, also die Handlungsoptionen, zurück, die wir bis dahin gelernt haben. Diese sind inzwischen gut verinnerlicht. Unser Gehirn hat sie im Unterbewusstsein automatisiert. Das hat die Vorteil, dass das Abrufen dieser Verhaltensmuster sehr schnell geht und energieeffizient ist. Selbst mit diesen optimierten Prozessen steht unser Gehirn noch für 20% unseres täglichen Energiebedarfes.

Nun könnte es sein, dass ich im Beruf mit den gelernten Verhaltensmustern nicht zum Ziel komme, weil die Menschen an meinem Arbeitsplatz anders reagieren, als die Menschen in meiner Familie. Ein gepflegtes Türen knallen hat auf der Arbeit plötzlich Auswirkungen. Eine Kollegin beginnt zu weinen, weil sie im Streit angeschrien wird — die Schwester zu Hause schrie einfach zurück.

Was ist Coaching? — im Beruf

Im Coaching geht es darum, mit dem Coach die Situation zu reflektieren und dann andere, zielführendere Handlungsoptionen zu benennen und eine davon umzusetzen. Die große Schwierigkeit besteht im nächsten Schritt darin, die neue ausgewählte Handlungsoption in die Tat umzusetzen. Das ist deswegen schwierig, weil automatisierte Handlungsoptionen wie gesagt unbewusst immer schneller ausgeführt werden als neue Handlungen. Während ich in dem Streit mit meiner Kollegin nun überlege, wie ich reagieren will, wurde mein Gegenüber bereits angeschrien. Einen Moment später realisiere ich, dass es meine Stimme war, die da schrie. An dieser Stelle bietet hypnosystemisches Coaching Methoden an, mit denen die neuen Handlungsoptionen in die Tat umsetzbar werden.

Noch komplexer wird es, wenn wir in Rollen denken. In den verschiedenen Episoden unseres Lebens haben wir sehr unterschiedliche Rollen gespielt, beispielsweise der siebenjährige Bruder, der 12jährige Mitschüler, der 15jährige Mannschaftskapitän oder der 25jährige Student. In diesen Rollen haben sich bestimmte Verhaltensmuster zu einem „Set“ miteinander verbunden. Dazu haben sich bestimmte „Auslöser“, in der Coaching-Sprach sprechen wir von „Trigger“, entwickelt, die dafür sorgen, dass ich mich in die jeweilige Rolle begebe. Ungünstig wird es, wenn der Chef einen solchen Auslöser-Reiz an Sie sendet und Sie sich plötzlich und unbewusst in der Rolle des siebenjährigen Jungen — mit den damals vorhandenen Verhaltensmustern — vor ihm steht. Sehr wahrscheinlich werden sowohl ich als auch mein Chef von den gegenseitigen Reaktionen sehr irritiert sein und in der Kommunikation nicht zueinander finden.
Auch hier hat der Coach die Aufgabe, die Situation mit seinem Coachee zu reflektieren und Wege aus seinem Dilemma zu finden und den Coachee bei der Umsetzung unterstützend zu begleiten. Wenn es um die Wechselwirkungen von Kommunikation und Verhalten zwischen Menschen geht, sprechen wir vom systemischen Coaching.
Schließlich blicken wir auf den Coach, der idealer Weise eine Ausbildung in seinem Fach nachweisen kann. Ein nachgewiesener wichtiger Erfolgsfaktor eines Coachings ist die gute vertrauensvolle Arbeitsbeziehung zum Coach. Systemisch und hypnosystemisch ausgebildete Coaches werden darauf achten, dass der Coachee Entscheider seiner Prozesse ist. Sie werden auf die Steigerung der Selbstwirksamkeit ihrer Klienten achten und immer wieder nach den in ihnen schlummernden Ressourcen suchen.

Zusammenfassung

Was ist Coaching? Fassen wir abschließend zusammen: Coaching ist eine zeitlich befristete professionelle Begleitung in sozialen Lernsituationen, in denen ein Mensch befähigt wird, sich Lösungen und ihre Umsetzung selbstwirksam zu erarbeiten. Der Coach dient dafür als Strukturgeber, Strukturhalter und Impulsgeber für Ideen und Handlungsoptionen. Dann wird lernen manchmal einfach. So, wie bei meinem Sohn, der vor dem Radfahren lange mit seinem Laufrad unterwegs war.

Weitere Definitionen

Weitere Antworten auf die Frage „Was ist Coaching?“ finden Sie auf vielen Webseiten. Wir finden die Beschreibungen des DBVC oder des Milton Erickson Institut Hamburg als weitere Information hilfreich.